Ausstellungseröffnung

Siegener Zeitung (17.01.04):
"Ruhe in der Fürstengruft gefunden"

Weltbürger Johann Moritz von Nassau-Siegen gewürdigt / Ausstellungen eröffnet

Siegen. Wie ein roter Faden zog sich gestern nachmittag die Würdigung von Johann Moritz von Nassau-Siegen als Weltbürger und Förderer von Kunst und Geisteswissenschaft durch die Reden zur Eröffnung der Ausstellungen "Aufbruch in Neue Welten - Johann Moritz von Nassau-Siegen, der Brasilianer" im Oberen Schloss und im Museum für Gegenwartskunst. In einem waren sich die Generalkonsuln von Brasilien und den Niederladen, Renato Prado Guimaraes und Dr. Cor van Honk, Ilse Brusis (Präsidentin der Kunststiftung NRW) und Prof. Stichmann (Vorstandsmitglied der NRW-Stiftung) bei einer Vorabbesichtigung gestern Morgen einig: eine solche Ausstellung, mit Exponaten aus den großen Museen Europas, wird es in naher Zukunft in Siegen nicht wieder geben. Eine Ausstellung, die dokumentiert, auf wie vielen Gebieten Johann Moritz aktiv war, der seine letzte Ruhe in der Fürstengruft des Unteren Schlosses fand.
Der ganz besondere Dank gestern Nachmittag galt Prof. Dr. Gerhard Brunn und seinem Uni-Team und den beiden Museumsleiterinnen Prof. Dr. Ursula Blanchebarbe und Dr. Barbara Engelbach für ihren Einsatz.

Detailansicht"Wenn man die Menschen unserer Region fragt, was sie mit Siegen verbinden, dann nennen viele spontan das Krönchen. Die vergoldete Krone auf dem Turm der Nikolaikirche ist das Wahrzeichen unserer Stadt. Das Krönchen ist jedoch mehr als ein Meisterstück heimischer Schmiedekunst. Es erzählt die Geschichte seines Stifters, Johann Moritz von Nassau-Siegen", unterstrich Bürgermeister Ulf Stötzel. Mit dem Turmschmuck gab Johann Moritz zu erkennen, dass er in den Reichsfürstenstand erhoben worden war. Auf symbolträchtige Weise dokumentierte er seinen Herrschaftsanspruch gegenüber den Untertanen, vor allem aber gegenüber seiner katholischen Verwandtschaft. Denn so klein Siegen an Land und Einwohnern war, so zerrissen war es in der Glaubenszugehörigkeit. Während Johann Moritz dem calvinistischen Bekenntnis angehörte, stand sein Bruder Johann der Jüngere, auf der Seite des habsburgischen Kaisers und der Gegenreformation. Über 20 Jahre dauerte es, bis der Streit zwischen den Brüdern beigelegt war.

Menschlich nachvollziehbar sei, so Stötzel, dass es Johann Moritz ein Fest war, das Insignium seines Ranges auf dem Kirchturm zu platzieren, wo es die andersgläubige Familie, die im Oberen Schloss residierte, jeden Tag vor Augen hatte. "Es war sicher auch kein Zufall, dass Kirchturm und Krönchen das Schloss auf der Kuppe des Siegberges um einige Zentimeter überragen", so Stötzel.

Stötzel skizzierte, wie später auch Prof. Dr. Gerhard Brunn, die politische Umsicht, die Johann Moritz als Generalgouverneur in Brasilien walten ließ. Die Taufschale in der Nikolaikirche, so der Bürgermeister, sei das wertvollste Zeugnis, das Johann Moritz seinen Siegener Landeskindern aus der brasilianischen Zeit hinterlassen habe.

DetailansichtWährend Generalkonsul Guimaraes Johann Moritz als "strahlenden Stern" der Historie bezeichnete, der in Brasilien verehrt wird, ging Generalkonsul van Honk auf die weltumspannenden Aktivitäten und die atemberaubende Karriere des Fürsten ein. Ilse Brusis, die in ihrer Zeit als Ministerin zahlreiche Siegener Projekte "mit anschob", u. a. das Museum für Gegenwartskunst und das Apollo-Theater ("Dank an Loke Mernizka"), skizzierte te den Auftrag der Kunststiftung NRW. Für sie zeigt die Kunst, was die Welt bewegt und wie wichtig Kunst für die gesellschaftliche Entwicklung ist. Die Künstler, die Johann Moritz mit nach Brasilien nahm, haben das Weltbild in den Köpfen ihrer Mitbürger verändert. Ilse Brusis: "Das zeigt auch die Doppel-Ausstellung".

Prof. Dr. Gerhard Brunn zeichnete das weite Spektrum der Fürsten-Aktivitäten auf, bedankte sich bei den europäischen Museen für ihre Leihgaben und das damit verbundene Vertrauen in die beiden Siegerländer Museen. Sein Dank galt aber auch allen Sponsoren und den Stiftungen, ohne die eine solche Ausstellung überhaupt nicht hätte verwirklicht werden können. Und dann hieß es unter sachkundiger Führung für Gäste aus Politik - u.a. Volkmar Klein (MdL), Landrat Paul Breuer und Ex-Ministerin Anke Brunn - auf zum Rundgang durch die Museen. Es lohnt sich.

Minister in Siegen

Am 5. und 6. Dezember besuchte der Schulminister des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco, Prof. Dr. Neves, Siegen.
Mit Prof. Dr. Brunn, dem Leiter des IFER und Vorsitzendem der Johann-Moritz-Gesellschaft, besprach er Planungen für eine Verzahnung von Aktivitäten im Jubiläumsjahr 2004.
Prof. Neves zeigte sich besonders interessiert an gemeinsamen, über das Internet zu vermittelnden Aktivitäten von Schulen.

Prof. Neves wird nach seiner Rückkehr nach Recife Schulen dazu anregen, sich mit Johann Moritz und seiner Bedeutung für die Stadt Recife in der Geschichte und Gegenwart auseinanderzusetzen.

Presseecho

Westfälische Rundschau, 14.11.2003
Brasilianer setzen Fürst TV-Denkmal. [...]

Westfalenpost, 14.11.2003
Rückkehr Johanns über den Atlantik - Brasilianer möchten Fürsten-Popularität auch in Europa beleben [...]

Siegerlandkurier, 16.11.2003
Siegen vor erstem Auftritt im brasilianischen TV - Fürst Johann Moritz wird 400 - Filmteam dreht Dokumentation
Sicherlich, Siegen erwartet auch mit Spannung den 400. Geburtstag seines großen Landesherrn Fürst Johann Moritz, der im kommenden Jahr ansteht. Eine Sonderausstellung im Oberen Schloss ist bereits geplant und der ein oder andere Festakt wird folgen. Aber im fernen Brasilien werden die Feierlichkeiten zum runden Geburtstag des Fürsten denen in seiner Heimatstadt zumindest ebenbürtig sein.
Was nämlich hierzulande nur wenigen bekannt ist: Der Nassauer-Fürst ist im Nordosten Brasiliens eine Ikone, ein Nationalheld, der als eine der bekanntesten und geachtetsten Persönlichkeiten der Geschichte des südamerikanischen Landes gilt.
Von 1637 bis 1644 führte er als Generalgouverneur und militärischer Oberbefehlshaber die niederländische Kolonie "Nieuw-Holland" in Nordostbrasilien, dem heutigen Pernambuco.
Ihm widerstrebte die schiere Ausbeutung "seiner" Provinz für die Zwecke der Westindischen Compagnie (WIC). Mit großem sozialen Gespür und dem unzeitgemäßen Anliegen, das Wohl der Bevölkerung zu berücksichtigen, wuchs unter seiner Regentschaft aus dem kleinen Fischerdorf Recife die zwischenzeitlich größte Stadt Nord- und Südamerikas und der weltweit größte Zuckerexporteur. Diese achtjährige Epoche ging als "Zeit des guten Friedens" in die Annalen des Landes ein. Während nämlich in vielen Kolonien zu dieser Zeit Gewaltherschaft und rücksichtslose Ausbeutung großes Leid hinterließen, betrachtete Johann Moritz den Frieden im Land als beste Grundlage wirtschaftlichen Erfolges, ließ ökologisch rücksichtsvoll arbeiten, gewährte der Bevölkerung Religionsfreiheit et cetera.
Seit anderthalb Jahren laufen bereits die Planungen in der heute zehntgrößten Stadt Brasiliens, um den Ehrentag "Mauricios" gebührend zu feiern. Anlässlich seines 400. Geburtstages gastiert derzeit ein Fernsehteam des brasilianischen Senders "O Globo" im Siegerland, um der brasilianischen Bevölkerung die ihrerseits unbekannte Heimat von "Mauricio Nassau" näher zu bringen. Flavio Domingues, Leiter des Fernsehteams erläutert: "Johann Moritz ist täglich in den Medien präsent, ein enormer Sympathieträger in der Bevölkerung und ein großer Werbeträger für Firmen aller Art. Aber Siegen ist hier so gut wie unbekannt."
Daher begibt sich das Filmteam der viertgrößten TV-Station der Welt mit durchschnittlich 30 Millionen Zuschauern pro Sendung auf die Siegerländer Spuren des Fürsten. Aber neben der Vorstellung der Historie möchte Domingues seinen Landsleuten auch das heutige Siegen nahe bringen. Dahinter verbirgt sich die Intention, die Feierlichkeiten als Startschuss für eine wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit Siegens und der Region Pernambuco zu verstehen.
Im Oberen Schloss wird von 16. Januar bis 29. Februar die Ausstellung "Aufbruch in neue Welten - Johann Moritz von Nassau Siegen, der Brasilianer" mit Bildern, Gemälden und wissenschaftlichen Zeichnungen, die in seinem Auftrag entstanden sind, Aufschluss geben über sein damaliges Wirken.

 

Brasilianisches Fernsehteam auf den Spuren von Johann Moritz

Vom 12.-14. November 2003 wird ein Team des brasilianischen Senders "O Globo" zu Filmarbeiten in Siegen sein. "O Globo" bereitet für das kommende Jubiläumsjahr eine Fernsehdokumentation vor.

 

Kuratoriumssitzung 18.06.2003

Presseerklärung
Er war wohl der bedeutendste unter den Siegerländer Landesherrn und bekannt über die Region hinaus: Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen.

Er ist Stifter des "Krönchen" und der "Alte Flecken" in Freudenberg verdankt ihm seine Entstehung. Als Generalgouverneur regierte er einst im Nordosten Brasiliens und wird dort noch heute verehrt. Zur Feier seines 400. Geburtstages im kommenden Jahr organisiert die Fürst Johann Moritz Gesellschaft eine große Ausstellung und eine internationale Tagung.

Unterstützt und beraten wird die Gesellschaft von einem Kuratorium, dem elf Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens angehören. Das Gremium traf sich zur konstituierenden Sitzung im Köhlerzimmer des Siegerlandmuseums. Den Vorsitz wird der Bürgermeister der Stadt Siegen, Ulf Stötzel übernehmen. Auch seine Amtskollegen aus Dillenburg und Freudenberg, Michael Lotz und Eckhard Günther, gehören dem Kuratorium an.

DetailansichtDie Farben der heimischen Wirtschaft vertritt IHK-Präsident Franz Becker. Auch die Siegener Universität ist durch Rektorin Prof. Dr. Theodora Hantos sowie Kanzler Dr. Johann Peter Schäfer vertreten. Die weiteren Mitglieder sind: Prof. Dr. Ursula Blanchebarbe (Leiterin des Siegerlandmuseum), Dr. Andreas Bingener (Vorsitzender des Siegerländer Geschichtsverein), Pfarrer Stefan König (Evangelische Nikolai-Kirchengemeinde Siegen), Dr. Bernd D. Plaum (Vorsitzender der Geschichtswerkstatt Siegen) sowie Dr. Karl Schütz.

Zur Zeit ist das Institut für europäische Regionalforschungen (Ifer) der Universität Siegen im Auftrag der Fürst Johann Moritz Gesellschaft dabei, Ausstellungsstücke aus Deutschland und anderen europäischen Ländern zusammenzutragen. Das Projekt wird geleitet von Prof. Dr. Gerhard Brunn, gleichzeitig auch Vorsitzender der Gesellschaft. Der Historiker an der Universität Siegen dankte den neuen Kuratoriumsmitgliedern für ihr Engagement. Eine wichtige Aufgabe ist die Suche nach Sponsoren für die Johann-Moritz-Ausstellung, die in zwei Teilen vom 16. Januar bis zum 29. Februar 2004 im Siegerlandmuseum und im Museum für Gegenwartskunst zu sehen sein wird.

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