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Als Graf Johann Moritz den Auftrag annahm, für die niederländische Handelsgesellschaft WIC (Westindische Compagnie) die jüngst eroberte Kolonie im Nordosten Brasiliens zu verwalten und zu erweitern, entschloss er sich, Künstler und Wissenschaftler nach Südamerika in seine Begleitung aufzunehmen.
Nach acht Jahren brachte er bei seiner Rückkehr in seinem Gepäck einen reichen Schatz von Raritäten aus der Neuen Welt mit, dazu Gemälde, Zeichnungen und Skizzen, Berechnungen und Aufzeichnungen. Diese Stücke und die von Johann Moritz in Auftrag gegebenen Publikationen sollten nördlich der Pyrenäen für lange Zeit das Bild Brasiliens prägen, ebenso wie die Werke, welche die zurückgekehrten Künstler und Wissenschaftler in eigener Verantwortung produzierten und vermarkteten. Geschenke und Verkäufe verstreuten die Sammlung Johann Moritz' über ganz Europa. Ein großer Teil fiel Bränden und Kriegen zum Opfer. Dennoch ist es möglich, mit dem Erhaltenen einen Eindruck von dem künstlerischen und dokumentarischen Gehalt, der Fülle und Mannigfaltigkeit zu vermitteln. Die Ausstellung zeigt, wie die Beteiligten ihre besonderen Talente einsetzten, um mit Bildern, Büchern, Karten u.a.m. dem fernen konturlosen Land Brasilien eine Gestalt zu geben und ein Bild von ihm zu schaffen.
Das überlieferte Korpus der Werke legt eine Darstellung in zwei Teilen nahe. Der erste zeigt, auf welche Art und Weise Künstler und Wissenschaftler ein spezifisches Brasilienbild kreierten und medial vermittelten. Der zweite versammelt Erträge der ethnographischen und naturwissenschaftlichen Landesaufnahme.
Das Land und die Landschaft...
Unter den Künstlern im Gefolge Johann Moritz' erfüllte Frans Post die Rolle des Landschaftsmalers. Mit den vor Ort entstandenen, großformatigen Gemälden versuchte er, die Landschaft möglichst genau abzubilden. Er verwendete erdige, braun-gelbe Farben, so dass diese Bilder nicht strahlen, sondern eine gedämpfte, melancholische Stimmung vermitteln. In den fünfziger Jahren, zurück in Holland, produzierte Post weiter 'brasilianische' Landschaften. Sie zeigen eine deutlich lebhaftere Farbigkeit. Die topographisch genaue Darstellung ersetzte er durch die Komposition von heiteren Landschaften mittels eines Sets von in Brasilien entstandenen Versatzstücken. Seine holländischen Bilder sind idealisierte Zusammenschauen des fernen tropischen Landes, malerische 'Symphonie(n) brasilianischer Empfindungen und Wahrnehmungen' und dienten wohl auch dazu, die Erinnerung an das ab 1654 für die Niederlande verlorene 'Verzuimd Brazil' wach zu halten.
Posts Malstil und die Typologie seiner Genremalerei zeigen mehrere Phasen. Bilder brasilianischer Landschaften, vor allem solche, die in Brasilien selbst entstanden sind, nehmen des besonderen Quellenwerts wegen einen besonderen Rang ein, so das Bild 'Porto Calvo' aus dem Louvre. Ein großformatiges Gemälde aus Schloß Oranienburg, 1650 noch unter dem lebendigen Eindruck entstanden, zeigt Moritzstadt und den Regierungssitz Johann Moritz', Freiburg. Zeichnungen Posts und spätere Motivwiederholungen geben Aufschluss über Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der jeweiligen Bilder.
Die Ausstellung setzt explizit auf die Wirkung des einzelnen Bildes als Kunstwerk, nutzt aber weitergehend das Material der Gemälde, der Skizzen und der Wanderung der Motive als historische Quelle der Repräsentation Brasiliens im Anschluss an die Expedition Johann Moritz'. Dem Besucher sollen sich die Intentionen Posts bzw. die seines Auftraggebers Johann Moritz durch die Anordnung und exemplarische Auswahl der Werke ohne große textliche Erklärungen erschließen.
Zu den wichtigsten Bildelementen gehören, neben einer Anzahl von Gebäuden und Kirchen, die Vàrzea-Flußlandschaft im Hinterland von Moritzstadt (Recife), Pflanzen (vor allem Kokospalmen), Tiere und pittoresk gruppierte Ansammlungen von Landesbewohnern. Alle Personen- bzw. Gruppendarstellungen bleiben dekorativ und lassen kaum Rückschlüsse auf soziale Verhältnisse zu. Gerade diese vom Alltagsleben 'entkoppelte' und betont konfliktfreie Darstellung der Menschen trägt stark zum Eindruck 'paradiesischer Landschaften' bei.
Der 'modus operandi' Frans Posts der sechzehnhundertfünfziger und -sechziger Jahre läßt sich anhand einer Serie von motivähnlichen Bildern erschließen. Sie sind von einer gemeinsamen Grundlage abgeleitet. Der konstruierte Charakter der Landschaften zeigt sich bei einem Vergleich von Darstellungen von Zuckermühlen. Post sah in ihnen offenbar ein besonders sprechendes Motiv.
Posts Gemälde und Skizzen wurden in den verschiedensten Formen kopiert und für Bücher, Landkarten und kunsthandwerkliche Gegenstände, teils von ihm selbst, teils von anderen weiterverwendet. Post hat die Stadtansicht von Recife gezeichnet und in Öl gemalt und sie findet sich nicht nur in Büchern und Landkarten wieder, sondern z.B. auch als Relief auf einigen Exemplaren der seinerzeit als Raritäten gesuchten Kokosnusspokale. Ein Motiv spiegelt sich also in verschiedenen Medien wider. Genau dieses Wechselspiel der Medien nimmt in der Ausstellung einen wichtigen Raum ein und wird immer wieder thematisiert.
Eine besondere Bedeutung haben die Landkarten von Brasilien, die in bis dahin nicht gekannter Exaktheit die Geografie der brasilianischen Kolonie sichtbar machten. Johann Moritz förderte die kartografische Erfassung seines Herrschaftsbereiches ausdrücklich. Nicht nur, dass die Karten genau vermessen waren, wobei der Geograf, Mathematiker, Biologe und Astronom Georg Markgraf eine wichtige Rolle spielte, sondern die Kartenmacher verzichteten auch darauf, in zeittypischer Weise die unbekannten Flächen des Landes in spekulativer Weise mit phantastischen Bergen, Flüssen und Fabelwesen zu dekorieren. Stattdessen wurden die bewusst gezeigten "weißen Flecken" mit den auf eigener Anschauung beruhenden, genauen Skizzen Frans Posts von brasilianischen Gebäuden und Landschaften gefüllt.
Die in hoher Stückzahl verbreiteten und bis über das 18. Jahrhundert immer wieder neu aufgelegten Landkarten waren nicht nur Hilfsmittel zur geografischen Orientierung, sondern für Johann Moritz und seine Auftraggeber ein wichtiges Medium der Propaganda, mit dem um Sympathie für das Anliegen der Kolonialgesellschaften geworben wurde.
...und was im Lande lebt.
Bücher von Jean de Léry oder Ulrich Schmidel illustrieren. wie eine verfremdende Bilderwelt den Europäern im siebzehnten Jahrhundert Südamerika als Land der 'wilden, nacketen, grimmigen Menschenfresser-Leute' bekannt gemacht wurde. Im Kontrast dazu stand das an der Realität gewonnene Bild, das Johann Moritz und sein Gefolge mit zurück nach Europa brachten.
Der Maler Albert Eckhout aus dem niederländischen Groningen zeichnete die Bewohner des Landes und malte sie erstmals mit ethnografischer Genauigkeit auf lebensgroßen Gemälden. Seine Bilder - vier Paare - der indigenen Bevölkerung Brasiliens, von afrikanischen Sklaven und den Mischformen der verschiedenen Ethnien sind im siebzehnten Jahrhundert Unikate. Neben diesen großformatigen Bildern und weiteren Porträtskizzen von Indianern erfasste Eckhout Fauna und Flora Brasiliens mit Akribie. Auch Eckhouts Motive wandern durch eine Vielzahl medialer Übertragungen. Sowohl Zeitgenossen wie auch nachfolgende Generationen nahmen sie auf und verarbeiteten sie in wissenschaftlichen wie unterhaltenden Werken. Eckhout ist künstlerischen Traditionen verpflichtet und seine Abbildungen sind nicht als fotorealistisch anzusehen. Dennoch überliefert er das getreueste Bild von Einwohnern Brasiliens im siebzehnten Jahrhundert. Der von Eckhout gemalte Gesandte aus Afrika machte Johann Moritz die prachtvolle Taufschale der Siegener Nikolaikirche, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem von Johann Moritz geförderten Sklavenhandel steht, zum Geschenk .
Neben Georg Markgraf waren andere aus dem Gefolge Johann Moritz' an der Landesaufnahme beteiligt. Der Arzt Willem Piso studierte die Krankheiten und Heilmittel des Subkontinents. Beide gemeinsam verfassten die "Historia Naturalis Brasiliae" (1648), das berühmte Buch zur brasilianischen Naturgeschichte, das auch zum tropenmedizinischen Standardwerk wurde.
In einem letzten, abgeteilten Raum wird auf die Wirkungsgeschichte der gezeigten Bilder und Gegenstände eingegangen.
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